Herkules K125BW
Technische Daten:
- Baujahr: 1980
- Typ: K 125 BW Typ 2 (mit Telegabel)
- Einzylinder Zweitakter
- Hubraum: ca. 125 ccm Leistung: 13 PS
- Gemisch: 1 : 25
- 5 Gänge Fußschaltung
- Elektrische Anlage: 6 Volt
- Vmax: ca. 110 km/h, je nach Laune und Wetter
Die Hercules läßt sich kurz und knapp beschreiben: laut, stinkend und nicht allzu sehr zuverlässig.
Sie ist eben ein Militärmotorrad. Daher machte sie auch gehörig Krach in den oberen Drehzahlen. Die wiederum waren unbedingt notwendig, wollte man etwas Leistung verspüren. Mit dem Mischungsverhältnis von 1:25 rauchte sie bei Beschleunigungsaktionen natürlich erheblich. Ich hinterließ immer blaue Nebelschwaden.
Das Fahrwerk war soweit in Ordnung. Nur die Gabelsimmerringe verabschiedeten sich recht häufig.
Kurze Zeit nach Kauf des Fahrzeuges von einem Privatschrauber (vorsicht, vorsicht!), der die Hercules gleich zu mehreren ersteigerte und herrichtete, hatte ich schon meinen ersten Kolbenklemmer. Ich ließ den Zylinder hohnen und kaufte einen Übermaßkolben (ca. 550,- DM). Die Maschine lief wieder super, aber nur ca. 600 km weit. Wieder hatte ich einen Klemmer. Ein Motorradspezialist, den ich die Maschine zeigte, deutete gleich auf den Benzinfilter. Es war ein Papierfilter, der bei einem Zweitakter mit Tankgemisch fehl am Platze war. Durch das Öl setzte sich der Filter zu, wodurch der Motor zu mager lief mit der Folge, dass er auch zu wenig geschmiert wurde. Es war das letzte Übermaß. Bei Sachs kostete eine Zylinder/Kolbengarnitur 1300.- DM (ein utopischer Preis für eine 125er, oder?). Über die Motorrad-Classic-Zeitschrift fand ich einen Händler, der einen kompletten und überholten Motor mit Zylinderneumaß für 1000.- DM hergab.
Die Hercules kostete mich somit unwahrscheinlich viel Geld (für so einen alten und kleinen Bock).
Probleme hatte ich auch bei Ersatzteilbeschaffungen. Bei Sachshändler bekam man fast nichts mehr. Da muss man sich schon andere Quellen suchen. Ich wurde in der Motorrad-Classic fündig. Weiterhin gab es keine Reparaturanleitung auf dem freien Markt. Hercules durfte keine rausrücken, da die Anleitung unter Geheimhaltungsstufe läuft (hähähä!?). Einen solchen Blödsinn hatte ich mein Leben lang noch nicht gehört. Aber das ist eben militärisches Genauigkeit. Es wäre auch nicht auszudenken, wenn der Feind (welcher?) rausfinden würde, mit welcher Zündkerze und welcher Zündungseinstellung der Hercules-Treiber unterwegs ist.
Ein Reparaturhandbuch als Kopie erhielt ich auf seltsamen Umwegen für einen Kasten Bier von einem Mann in BW-Uniform.
Urteil: nicht empfehlenswert
Na ja, seinen Zweck hatte die Maschine erfüllt. 1998 machte ich meinen Führerschein und verkaufte sie. Als Folgemotorrad legte ich mir eine MZ ETZ 250 zu.
Stand: 13.04.2001