MZ ETZ250



Technische Daten:
  • Hersteller: Motorradwerke Zschopau
  • Baujahr: 1988
  • Typ: ETZ 250 bebaut von 1981 - 1989
  • Einzylinder Zweitakter    
  • Hubraum: 243 ccm         
  • Leistung:  17 PS bei 5000/min
  • Max. Drehmoment: 24 NM bei 4500/min
  • Gemisch:50 : 1
  • 5 Gänge Fußschaltung
  • Elektrische Anlage: 12 Volt (meine mit elektonischer Zündung von Shark)
  • Vmax: 115 km/h
Die "Emme", wie die MZ in der ehemaligen DDR liebevoll genannt wurde, kaufte ich mir im März 1998 mit einem Kartons voll Ersatzteilen (teilw. neu E-Teile) für 850.- DM.
Die Maschine hatte 34 000 km drauf und war in gut gepflegtem Zustand. Zudem hatten ihr meine Vorbesitzer einiges an Zubehörteilen spendiert:

4,5er Edelstahlspeichen, Acront-Felgen, ein breites 3.50er Vorderrad (ist eingetragen!), Chromkotflügel vorne, Handprotektoren, elektronische Sharkzündung, H4-Scheinwerfer, Einzelsitze, Gepäckbrücke mit Seitenhalter und Ledertaschen - alles in allem sehr nützliches Zubehör.

Vor allem die Einzelsitze sind eine echte Bereicherung, da sie im Komfort ggü. der Seriensitzbank unschlagbar sind. Lange Touren sind ohne plattgesessenen Hinterteil durchaus drin. Pause ist wegen dem Tanken notwendig, nicht wegen Schmerzen des hinteren Endes. Dazu kommt ein komfortables Fahrwerk mit recht langen Federwegen, das mich mit Sozia von vielen Unebenheiten der kleinen fränkischen und schwäbischen Sträßlein verschonte. Da jedoch bei voller Zuladung die Federn vor allem hinten oft durchschlugen, investierte ich noch 80.- DM für die Gabelfedern der Gespannversion, die härter sind. In Verbindung mit den Gespannfedern hinten liegt die Emme nun straff, ohne dass sie Komfort vermissen läßt. Ich kann zu dem Umbau nur raten, wenn man viel und oft auf Tour gehen will.

Die Bremsen sind gut ausreichend. Vorne verzieht es bei heftigerem Bremsen die Gabel, was den sauberen Strich in Kurven, wenn man denn doch mal nachbremsen muss, versaut. Also richtet man sich am besten vor den Kurven die Geschwindigkeit entsprechend ein. Die Gabel arbeitet sicher und sauber. Die Simmerringe sind jedoch mehr als oft defekt. Ich fahre mittlerweile mit einem defekten Simmerring seit ca. 4000 km. Der Holm verliert etwas Öl. Jedoch ist das im Fahrbetrieb nicht spürbar.

Apropos Tour: Zu diesem Zwecke besorgte ich mir die originalen Pneumant-Koffer mit 32 l Inhalt. Ich löhnte dafür in fabrikneuem Zustand incl. pulverbeschichteter Halterungen 320.- DM. Der Preis kann sich sehen lassen, vor allem, weil die Koffer wirklich wasserdicht sind und in der Stabilität westlichen Produkten der oberen Qualitätsklassen wie H&B in nichts nachstehen. Lediglich das Schließsystem war nervig umständlich, da man für jeden Verschließmechanismus der Halterungen und für jeden Koffer je 1 Schlüssel bekam.

Wie bei meiner Schwalbe ist die Elektrik des Fahrzeugs sehr wasserempfindlich. Auch hier hatte ich mit korridierenden Kabelschuhen und abvibrierten Kabeln zu kämpfen. Den Sicherungskasten schaltete ich komplett aus, da er im Spritzwasserbereich des Hinterrades liegt. Ich umging ihn mit fliegenden Sicherungen. Alle elektrischen Anschlüsse sprühte ich mit elektrisch leitendem Schutzfett ein, so dass die Emme für den Winterbetrieb gerüstet ist. Zündkerzenstecker nahm ich einen von NGK. Die elektronische Zündung arbeitet wartungsfrei und zuverlässig.

Die Emme ist für mich ein vor allem kostengünstiges Wintermotorrad, das ich aber auch im Sommer gerne für kleine Nachmittagstouren nutze. Vor allem für die kleinen verwinkelten Sträßchen, aber auch im leichten Gelände scheint sie wie geschaffen zu sein. Sie ist leicht und unkompliziert zu fahren. Schräglagenfreiheit hat man ohne Ende. Die Fußrasten vorne sind starr. Ich hatte da anfangs Bedenken wegen dem Aufsetzen. Aber bisher habe ich es noch nicht geschafft trotz mehrerer "Einsätze" auf Bergrennstrecken oder passähnlichen Sträßchen im Schwarzwald. Dank ihres hervorragenden Drehmoments (wohl gemerkt - für so eine alte Konstruktion!) kann man mit ihr eine wirlich sehr zügige Linie  fahren.

Die MZ verbraucht ca. 5 - 6,5 Liter Normal bleifrei, das im Tank mit Öl gemischt wird. Das ist besser, da die Mischpumpe von MZ als nicht zuverlässig gilt und mir die Gefahr eines Kolbenklemmers somit zu groß ist.

Günstig sind auch die Kosten für Versicherung etc. Im Moment zahle ich für die Emme weniger als für ein Mofa - Steuern inklusive versteht sich.

Wer also ein Zweitmotorrad braucht, oder ein Motorrad, das den Geldbeutel maximal schont, und zudem etwas Schraubererfahrung hat, oder erlangen möchte, ist mit der bzw. einer MZ bestens bedient. Sie ist im Kauf günstig, Ersatzteile sind mehr als günstig, und schrauberfreundlich aufgrund des logischen und einfachen Aufbaus ist sie ohnehin.

Mein Urteil: sehr empfehlenswert

Stand: 29. April 2001